Predigt vom Gründonnerstag 25 in Paaren.
Gern spreche ich nicht über den Mann,
heute passt´s:
Einer will alles.
Überall billig einkaufen
und die Verkäufer
Steuern bezahlen lassen.
Was eine gemeine Logik:
Preise drücken
und Zölle pressen.
Vor allem auf dem Rücken
derer, die diese Waren
mit ihren Händen herstellen.
Ein episches Bild
für den Hals nicht vollkriegen,
sich vor zu drängeln,
den Teller voll zu laden,
und dabei den anderen
in die Röhre schauen lassen.
Die meisten seiner 77 Millionen Wähler
übrigens sind nach wie vor davon überzeugt,
dass das nur gerecht sei.
Es sind auch viele Arme darunter,
die oft in die Röhre schauen und
die auch mal einen Stück vom Kuchen wollen.
Gut möglich, daß sie wirklich glauben, daß die Waren,
die sie bisher billig aus anderen Ländern eingekauft haben,
nun in Amerika zu hohen Löhnen produziert werden,
aber immer noch genauso billig im Laden zu haben sind.
Einer will alles.
Und alle wissen,
sie haben mehr mit ihm und seinen Wählern gemein,
als ihnen lieb ist.
Jeder muss seine Plünnen beieinander halten.
Niemand kann einfach alles herschenken
und jeden Preis bezahlen.
Das bringen wir unseren Kindern
mit dem Taschengeld bei.
Jeder will günstig einkaufen,
macht nicht immer den wichtigen Unterschied
zwischen "Billig" und "Preiswert"
Und jeder weiß, dass er sich da gern
was vormachen läßt,
wenn der Preis zur eigenen Geldbörse passt.
Denn irgendjemand zahlt drauf,
gerade wenn irgendwie der Preis gedrückt wird,
beim Liter Benzin die künftige Generation
bei der Wegwerfklamotte die Näherin,
bei der Bärchenwurst das arme Schwein.
Einer will alles.
Und wird als goldene Statue verehrt,
für den Konsum, bei dem andere bezahlen.
Einer will alles.
Und
einer gibt alles.
Teilt aus,
und alle nehmen.
Seine Liebe,
sein Leben.
Es ist genau das,
was keiner gerne macht.
Für andere umsonst bezahlen.
Am Kreuz, mit Sklaventod.
Von aller Welt
verachtet,
bis heute.
Verachtet.
Einer gibt alles:
Für den, der die Todesstrafe verdient hat:
das Leben.
Für den Verräter den Kuss
Für den Verleugner
die Schlüssel des Himmels.
Für die Schlafenden
den Lauf zum leeren Grab,
am Morgen,
das Leben neu
voller Chancen,
wie am ersten Tag.
All das: umsonst gegeben?
Nichts war umsonst,
was aus Liebe gegeben wurde!
Das kann jede und jeder
für sich mitnehmen,
mit nur einer guten Erinnerung,
an das, was aus Liebe gegeben wurde,
von den Eltern,
von einem Freund,
dem Ehepartner.
Vergebung und Zuwendung,
das offene Wort,
die Umarmung.
Einer gibt alles.
Jeder bekommt gleich viel.
Ein Stück Brot
und ein Schluck Wein.
Einer gibt alles.
Teilt aus,
dass jeder etwas bekommt
und keiner leer ausgeht.
Sein Leben, für alle.
auch für den,
der nichts oder wenig zu geben hat.
Das ist die Liebe.
Das ist die Kraft
und alle Herrlichkeit.
Das ist das Leben selbst.
Umsonst und aus reiner Gnade,
unverdient zu empfangen.
Und zugleich so gar nicht umsonst,
sondern gegeben,
um selbst geteilt zu werden.
Damit jede und jeder Güte erfährt,
einen Teil, einen Platz bekommt.
Nie für sich selbst
und immer für den Anderen,
mit den Anderen.
Denken wir mal
an die künftigen Generation,
die Näherin in Bangladesh,
das arme Schwein.
Einer will alles.
In einem riskanten Spiel
kann er viel gewinnen,
wo Viele viel verlieren werden.
Das Roulette, das er spielt,
ist wie ein Menetekel
für das Wesen einer Welt,
die vergeht,
für den Egoismus, die Gier,
die Verdrängung der Schwachen.
Die Kugel rollt.
Nichts geht mehr.
Wir werden sehen,
wer bezahlt.
Er nicht.
Einer gibt alles, für uns.
Der spielt keine Spiele
mit anderer Leute Leben.
Der setzt seins ein,
damit der Barrabas lebt.
Laßt uns sehen,
was wir zu geben haben,
in dieser Welt,
für arme Schweine,
den kranken Nachbarn,
das Überleben des Planeten.
Laßt uns im Herzen fühlen
welche Werte wir
für uns zu behalten haben,
die nicht aus Gold sind.
Dass es Hoffnung gibt,
dass jeder seinen Teil bekommt:
wir werden es schmecken
und sehen, genießen
und weitergeben,
für eine Welt,
die kommt,
in seinem Namen,
Amen.
Predigt am 23.2.25 über Markus 7,31-37 Heilung des Taubstummen.
Es ist Wahlkampf.
Besser: Es war Wahlkampf
und heute ist Wahltag.
Heute gilts,
heute wird die Stimme
abgegeben.
Damit wird bestimmt,
wer die Zukunft bestimmt
in unserem Land,
mit welchen Inhalten
welche Ziele erreicht werden sollen.
Im Wahlkampf war das
nicht immer leicht, herauszufinden,
wohin die Reise geht.
Alle Gesichter auf den Plakaten lächeln,
alle Phrasen waren nichts als Phrasen,
nur undeutliche Hinweise.
Und die Diskussionen
waren bestimmt vom Geschrei der Abgrenzung,
weniger vom sachlichen Verständnis.
Der Mensch kann mit offenen Ohren
und bei guter Stimme taub und stumm werden,
über so viel Lärm und buntem Geflitter und Geflatter.
Der Mensch kann mit offenen Ohren
und bei guter Stimme taub und stumm werden,
sich sich gemütlich im Wohnzimmer aufregen, über den Mist,
den der Nachbar in die sozialen Medien gestellt hat.
Und dann trifft man sich am nächsten Tag auf der Straße,
man grüßt sich freundlich,
denkt, was für ein Idiot und geht weiter.
Dasselbe denkt natürlich der Nachbar und so sind beide
taub und stumm und haben keinen Ausdruck dafür gefunden,
kein Gehör für etwas, das doch beide stark bewegt.
Der Mensch kann mit offenen Ohren
und bei guter Stimme taub und stumm werden,
mit all den inneren Stimmen,
die manchmal nicht zusammen passen,
den Ängsten, Sehnsüchten und Eitelkeiten.
Gute Sache, still zu werden
die Ohren frei zu bekommen
von dem Lärm von außen
und den Lärm von innen
vom Herzen zur Ruhe zu bringen
und auf die eine Stimme
zu hören,
auf die es ankommt.
Wir denken oft,
dass wir nur auf uns selbst
hören müssten.
Aber das müssen nicht wir
selbst sein,
das können auch diese Sehnsüchte,
Ängste, Eitelkeiten sein,
die durcheinander reden
und einen verführen können.
Aber es stimmt:
da ist eine Stimme tief in uns,
die zu uns spricht,
durch all den Lärm hindurch,
in unsere Taubheit hinein.
Heffata, sagt Jesus,
“Öffne Dich!”
Schließ Dich nicht
in Dir selber ein.
Öffne die Ohren,
für das, was Du noch nicht gehört hast,
weil die vielen Stimmen in Dir so laut und durcheinander waren.
Öffne die Augen,
für das, was Du nicht sehen konntest,
wo Du mit Scheuklappen herumgerannt bist.
Öffne Dein Herz,
für das, was Dir deswegen gleichgültig erscheint,
weil Du Dich selbst nicht mehr richtig fühlst.
Öffne Deine Hand,
für den, der Dir etwas zu geben hat,
was Du noch nicht kennst.
Öffne Dich für Gott,
der Dir das Leben neu aufschließen wird,
wo Du nur den Tod siehst,
der Dir die Welt zeigen möchte,
wo Du in Deinen vier Wänden sitzt.
Und der Dir für Deine Zukunft
die Freiheit und die Liebe zumutet.
Heffata, öffne Dich:
Atemberaubend aufregend.
Öffne Deinen Mund!
Unter all dem Lärm
ist die Stimme des Menschen
klein und seltsam geworden.
Gott macht sie auf,
Gott macht sie groß.
Deine Stimme.
Der verheißene Messias kommt
und Stumme reden, Taube hören,
Lahme gehen, Blinde sehen.
Menschen, die eingesperrt waren
in Leid und Krankheit werden frei
und dürfen sich freuen, singen und springen.
Die biblische Verheißung für eine Welt,
wo Menschen keine Stimme haben,
wo über sie geredet wird
und sie dürfen es nicht hören.
Das große biblische Nein
zu seiner Welt, in der Kranke ausgeschlossen sind,
Menschen bewußt in die Irre geführt werden,
geblendet mit Lügen und falschen Versprechungen.
Das gute Wort vom Jesus für die Menschen,
die noch Hoffnung haben,
die noch Sehnsucht nach Freiheit haben,
die sich noch spüren, die ein Herz haben, das mitleiden kann.
Die große Aufmunterung, sich zu freuen,
zu singen und zu springen und sich zu öffnen
für das Wunder des Lebens,
sich zu öffnen für Gott,
bei dem alles, wirklich alles noch einmal ganz anders sein kann,
als es für uns heute aussieht.
Dass Stumme ihre Stimme haben
und dass Taube alles hören können,
das ist die Verheißung
besonders für die kleinen, normalen Leute.
Und eine Warnung für alle,
die sie bevormunden wollen
ein Menetekel, für alle,
die ihnen etwas verschweigen wollen.
Heffata, sagt Jesus, öffne Dich.
Öffne Herz und Ohr,
Mund und Hand.
Mensch, Du hast eine Stimme,
Mensch, Du bist entscheidend.
Und das gilt auf der Dorfstraße
genau so wie an der Wahlurne.
Ich war gestern beim Anglerverein in Fahrland am See
und beim Eisbeinessen der Freiwilligen Feuerwehr Falkenrehde
und hab viele Nachbarn getroffen
und nicht ein Wort über die Wahl verloren.
Man muss nicht immer alle anderen eines Besseren belehren.
Manchmal ist es wichtiger,
die Beziehung über das Rechthaben zu stellen.
Ganz grundsätzlich.
Aber das erleichtert auch das Gespräch, wenn es ernst wird.
Hin und wieder muss man halt mal Nein sagen.
Auch dem eigenen Harmoniebedürfnis entgegen
muss man manchmal sagen:
Seh ich anders. Und nicht nur Ich irgendwie,
sondern eben auch: Ich als Christ seh das anders.
Meine Werte,
die sind kein Zufall,
mein Glaube, mein Gott,
der gibt meinem Gewissen vor:
Menschenrecht und Menschenwürde,
Gerechtigkeit und Frieden,
sowie Bewahrung der Schöpfung.
Und dann muss man Farbe bekennen.
Seinen Mund auftun.
Gut, wenn man dann vorher
einen guten Draht aufgebaut hat,
daß man Ohren hat,
mit denen man den anderen so gut wahrgenommen hat,
so daß man dann seine Stimme auch so erhebt,
dass der andere es auch mit seinen Ohren hören kann.
Du hast eine Stimme:
Du kannst singen, Du kannst streiten, Du kannst trösten.
Bei der Wahl kannst Du mit Deiner Stimme mitbestimmen,
wer in unserem Land bestimmt.
Du hast eine Stimme.
Du kannst schweigen. Du kannst denken, bevor Du redest.
Du kannst zuhören, bevor Du austeilst.
Du kannst Dich in der Stille fragen,
wer Deine Zukunft bestimmen soll
– und wer nicht.
“Heffata” sagt Jesus: Öffne dich.
Tu Dich auf, für Deine Bestimmung.
Und dann erhebe Deine Stimme.
Du hast eine Stimme.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn, Amen.
Predigt zum 1. Advent 2022 in Kartzow
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott dem Vater,
dem Herren Jesus Christus in der Gemeinschaft
des Heiligen Geistes, Amen.
Habt Ihr diese Tage auch das Bild
von der deutschen Nationalmannschaft gesehen,
wie sie sich den Mund zugehalten haben,
bevor sie gegen Japan spielten.
Weil sie die Armbinde
mit dem Bekenntnis zur Diversität
nicht tragen durften setzten sie ein Zeichen
gegen die Zensur. Ich fand ja:
Es sah auch ein bißchen so aus,
wie “Ich muss mich gleich übergeben.”
Vielleicht auch ein verfrühter Kommentar zum folgenden Spiel.
Jedenfalls kann einem bei der Show um den Fußball,
der Zensur, und dem vielen Geld und der Heuchelei
drumherum durchaus übel werden.
Daran muss ich wieder denken, bei dem heutigen Predigttext.
Luther übersetzt da:
“Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt,
werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.”
Hier wirft der Herr der Gemeinde in Laodizäa Lauheit vor.
In heutiger Umgangssprache würde man sagen:
“Du bist nicht Fisch, du bist nicht Fleisch.
Mir wird ganz schlecht vor so viel Mittelmaß. Ich könnte …”
Was ist da los?
Was für eine Verstimmung gibt es da,
zwischen dem Herrn und der Gemeinde,
dass es ihm geradezu übel wird?
Ich gehe mal weiter und formuliere in heutigem Deutsch,
was wir vorhin in der Luther-Version gehört haben:
Du hältst Dich für was besseres,
liebe Gemeinde von Laodizäa.
Weil Du in einer reichen Stadt bist,
an einem coolen Ort
mit funktionierender Bank,
blühender Bekleidungsindustrie
und berühmter medizinischer Fakultät.
Für all das ist Eure Stadt Laodizäa
ja im ganzen römischen Reich bekannt.
In Euren Reihen
sind dann auch Textilfabrikanten, Bänker, Ärzte.
Das ist toll, aber nichts
worauf Ihr Euch was einbilden könnt.
Ihr seid ärmer und kränker und nackter als andere Gemeinden:
Die bilden sich weniger darauf einbilden,
was sie sind und was sie haben.
Laßt Euch von mir bekleiden,
läutern, laßt Euch die Augen öffnen.
Aus Liebe bin ich streng mit Euch.
Schaut, ich stehe doch die ganze Zeit vor der Tür,
klopfe, klingle, warte, warte, warte
weil ich Gemeinschaft mit Euch haben will,
warum laßt Ihr mich eigentlich nicht herein?
Sagt Jesus, durch den Propheten, der Gemeinde in Laodizäa.
Und durch die Bibel und den vorgeschriebenen Predigttext
zum ersten Advent sagt der Herr das auch uns.
Sind wir das: zum Ausspeien lau?
Nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht heiß oder kalt?
Eine Minderheit sind wir,
10 % von der Gesamtbevölkerung:
Bestimmt nicht so stark und selbstbewußt
wie die Gemeindeältesten von Laodizäa.
Eine reiche Gemeinde sind wir nicht,
nicht viele Ärzte oder Textilfabrikanten
haben wir in unseren Reihen.
Auch können wir uns nicht auf die Besonderheit
einer Stadt berufen,
eher gespalten ist das Verhältnis zu Potsdam und zu Berlin.
Ja mehr, wir sind eine Gemeinde
in mehrere kleine Orten aufgespalten.
Natürlich hat jedes Dorf seinen Stolz, bestimmt Kartzow,
aber Einbildung, die sieht anders aus.
Und doch denke ich können wir etwas damit anfangen,
wenn Jesus fragt:
Warum laßt Ihr mich eigentlich nicht rein?
Warum seid Ihr Euch selbst genug,
mit dem, was Ihr seid und habt?
Alle Menschen, ich auch, drücken das Kreuz durch,
machen die Schultern locker, pflegen ihr Selbstvertrauen
vor den Herausforderungen des Lebens.
Und manchmal lächeln sie zugleich über das Gottvertrauen,
als sei Gott etwas Unsichereres als ihr eigenes Selbst.
Umgekehrt ist es.
Gott ist gewiß,
des Menschen Herz wankt und schwankt.
Vielleicht wollen auch deshalb alle Menschen
ihre Hände rühren, etwas tun, erschaffen,
anpacken und in Bewegung setzen, bloß nicht innehalten,
nicht nachdenken, nicht zur Ruhe kommen,
damit die Unsicherheit nicht hochkommt.
Es fällt ihnen schwer, die Hände zu falten,
obwohl sie so oft stöhnen: Oh Gott, hilf mir doch.
Ich fühle mich manchmal irgendwie schuldig,
beim Beten - ich möchte erst mal selbst tätig werden,
meine Verantwortung wahrnehmen,
bevor ich Gott die Verantwortung übergebe, denke ich.
Obwohl diesem die ganze Welt,
Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart gehört,
ich aber begrenzt und endlich bin und bleibe
und wenn ich mich noch so sehr anstrenge.
Die Hände müsste ich falten.
Diese Armut, Nacktheit, Krankheit,
die der Herr der Gemeinde in Laodizäa vorwirft,
die kann ich nachvollziehen,
für mich selbst, für meine Gemeinde:
Armut an Vertrauen.
Blöße am geistlichen Leben.
Krank vor Unbeweglichkeit.
Der eigene Dickkopf steht fest zementiert in der Mitte,
wo die Mitte frei bleiben sein sollte,
um Gottes Willen, für den Herrn des Lebens,
seinem Reich im Diesseits
und dann auch im Jenseits.
Als der zweite Weltkrieg vorbei war,
da setzten sich die Menschen von der Kirche zusammen,
und formulierten ein Schuldbekenntnis,
das Stuttgarter Wort.
“wir klagen uns an,
dass wir nicht mutiger bekannt,
nicht treuer gebetet,
nicht fröhlicher geglaubt
und nicht brennender geliebt haben. “
Sie hatten in der Nazizeit Kinder getauft,
Ehen gesegnet, Krippenspiele für den Heiligen Abend geprobt.
Brav hatte die Kirche ihren Dienst getan, aber geschwiegen,
als man die Nachbarn abgeholt hat,
weggesehen, als man die Juden verfolgt hat.
Nur noch wenige von uns können die Angst nachempfinden,
die die damals in der Situation der Bedrohung empfunden haben.
Und wie wichtig es war, sich in der Zeit der Gewalt
mit der Freude bei einem Krippenspiel zu stärken.
Aber wir können auch verstehen, was es heißt,
sich in Unsicherheit und Unfrieden wegzuducken,
wo man hätte treuer beten, mutiger glauben
und freier handeln müssen.
Die Tür ist zu, der Herr wartet draußen.
Abgeschlossen wie in einem Cocon, mit den Mächten dieser Welt
verläßt man alle guten Geister, die einen in den Himmel tragen,
was auch immer auf Erden geschehen mag.
Die Evangelischen heute
sind nur 10 % der Gesamtbevölkerung,
und von diesen 10 % sind wieder
nur 10 % so engagiert, wie sich das der Herr wünscht,
glühend in der Sprache der Offenbarung,
brennend in dem Bekenntnis der Kirche.
Bestimmt müsste ich deshalb den anderen 90 %
diese Predigt mit größerer Strenge halten, als Euch,
wenn sie denn zuhören würden.
Aber genug gejammert!
Es geht hier und jetzt um uns
und unsere Beziehung zu Gott.
Unsere innere Freiheit von den Mächten dieser Welt.
Unseren Dienst am Nächsten
und an der Schöpfung,
für den Herrn.
Wenn man nur 10 % ist,
dann hat man es leichter,
nicht Mainstream zu sein.
Dann hat man größere Chancen,
etwas Besonderes zu bieten.
Wir sind freier für Buntes, Lebendiges,
das die Güte und die Wahrheit des Glaubens
spürbar und erfahrbar macht.
Überraschend für die 90 %
in und außerhalb der Gemeinde.
Die erwarten von der Gemeinde das immer Gleiche,
irgendetwas Langweiliges, Verstaubtes.
Wir aber dürfen uns ausprobieren
und sie mit Neuem überraschen.
So wie auf einem Julfest
den lieben Advent anzusagen,
am Freitag in Fahrland.
Klein, bescheiden, aber lieb und fröhlich,
angemessen für Jung und Alt.
Und dieselbe Fröhlichkeit,
denselben Spaß und Beweglichkeit,
die brauchen wir auch nach innen.
In unserem Verhältnis als Ortsgemeinden zueinander.
In unserer Beziehung zu den zwei großen Städten
in unmittelbarer Nachbarschaft.
Gespalten ist das Verhältnis zueinander,
gespalten das zu den Städten.
Es wird eingekauft im Outlet-Center um die Ecke
und zugleich geschwelgt in einer Dorf-Romantik,
die es seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr gibt.
Das Schimpfen über die herandrängenden Städte einerseits,
und dann andererseits über fehlende Infrastruktur klagen,
wie zum Beispiel bei der geplanten Flüchtlingsunterkunft:
Das passt beides nicht gut zusammen,
klingt für mich ein bißchen nach:
“So wie es mir am Besten in den Kram passt.”
Ähnlich die verständliche Klagen über den Flächenfraß
und zugleich überzogene Klage gegen Neubauten der erneuerbaren Energie:
“Wasch mich, aber mach mich nicht naß.”
Bei all den Themen gehört etwas anderes in die Mitte
als das eigene Verständnis, der eigene Wille,
nämlich klassische Sachlichkeit.
Das Vertrauen, daß es bei allen Interessenkonflikten,
allen Verteilungsfragen, allen politischen Rücksichtnahmen,
doch sachliche, richtige Lösungen gibt.
Lösungen, die nicht allen Wünschen und Sorgen
gerecht werden können, aber der Sache.
Vielleicht kommt ja ein Gespräch in unserer Gemeinde in Gang,
über Flüchtlingsunterkunft und Photovoltaik,
in dem wir uns nicht danach leiten lassen,
wovor wir Angst haben, oder was uns in den Kram passt,
sondern davon, was sachlich richtig, notwendig und geboten ist.
Als eine Gemeinde aus unterschiedlichen Ortsgemeinden
ist unsere größte Stärke das jeweilige örtliche Engagement,
aber darin liegt auch eine Schwäche,
die Gefahr der Spaltung und Verzettelung.
Unsere 10 % Engagierten im 10 % Prozent Bevölkerungsanteil
haben jeweils eine herrliche Kirche in der Mitte:
In Falkenrehde alle guten Geister,
in Fahrland Größe und Gemeindehaus.
In Satzkorn die Erzählkirche,
in Paaren die Gesprächskirche
und in Kartzow die Hochzeitskirche,
mit herrlicher Wiese davor.
Aber alle Kirchen ohne Sinn ohne Menschen.
Ohne Menschen, wie Euch.
die dem Herrn ihre Herzen öffnen.
Und ihn in die Mitte lassen,
darauf warten, daß er ihnen das Brot bricht,
den Weinkelch reicht.
Das zu hören und das zu erfahren,
was von Ewigkeit zu Ewigkeit her gilt.
An jedem Ort macht der Herr die Qualität aus,
also inwiefern wir von uns selbst absehen,
unseren Zielen, unseren Ängsten,
unserem Stolz und unserem Hochmut
und ihm die Tür aufmachen,
seine Liebe fühlen, die der er uns
und den anderen, die Fremden hereinbringt,
wenn er mit uns allen, Nahen und Fernen das Mahl halten wird.
Und damit zum Schluss:
Mehr kommen dazu.
Wir wachsen, liebe Gemeinde.
Diese Gemeinde wird größer.
Ständig gewinnen wir neue Gemeindemitglieder dazu.
Überall werden die Gemeinden kleiner,
im Berliner Speckgürtel wachsen wir.
Die Neuen ziehen in die Neubaugebiete,
und das wird zunehmen. Stark zunehmen.
Ihr fragt mich jetzt vielleicht:
Was haben wir mit denen zu tun?
Warum kommen die nicht hierher?
Und viele Antworten auf diese Frage
müssen wir uns nicht anziehen.
Das sind junge Menschen, die sehr mobil sind,
hier und da, an vielen unterschiedlichen Orten,
gerade auch in den großen Städten ihr Leben,
ihre Spiritualität, ihre Freizeit und Freundschaften festmachen
und hier bezahlbar und sicher wohnen wollen, oft nicht mehr.
Aber so wie zu allen Zeiten
seit der Herr Laodizäa die Leviten gelesen hat,
ist das eine sehr gute Frage:
Was haben wir mit denen zu tun?
Warum kommen die nicht hierher?
Wir sollten uns hüten, so lau sein,
uns selbst genug zu sein und die Leut aus diesem stillen Kämmerlein heraus beurteilen,
ohne ihnen draußen begegnet zu sein.
Und die Beweglichkeit von ihnen zu erwarten
ohne uns selbst zu bewegen.
Im Gegenteil, wir dürften so selbstbewußt sein
selbst fähig zu bleiben,
uns positiv überraschen zu lassen,
inwiefern der Herr uns durch die Fremden einlädt,
seine Güte und Wahrheit kosten zu lassen,
seine Inspiration zu erfahren.
Die Gemeinde darf die gute Botschaft nicht schuldig bleiben,
insbesondere den Kirchenfernen.
Die Einladung des Herrn zum großen Abendmahl,
in die große, weite Gemeinschaft
im Himmel und auf Erden, die geht aber geht auch
durch manche neue Entwicklung
durch manche neue Leute
direkt an uns.
Überraschend,
aufregend, belebend,
inspirierend.
Wer weiß, welche neue Formen von Gemeindeleben
in den nächsten Jahren sich hier bei uns entwickeln werden?
Ich bin neugierig darauf,
das hat mich von Australien aus schon gereizt
und war mir ein Anliegen bei der Bewerbung.
Machen wir diesen Advent dem Herrn
die Türen auf, freuen wir uns auf seine Ankunft
auf sein großes herrliches Abendmahl,
und wie der das mit uns und den anderen feiern wird,
immer und überall, heute und morgen,
diesseits und jenseits, im Sterben und im Leben, Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,
der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus
unserm Herrn, Amen.
Die Urchristenheit rief den Herrn an,
Daß er komme und sich ihrer erbarme
mit den aramäischen Worten:
Maranatha: Unser Herr komm!
Laßt uns miteinander Fürbitte halten,
Gemeinsam mit den Worten
Unser Herr komm.
...in unsere stolze Welt
die Menschen Demut lehren.
und Dankbarkeit.
Nimm sie bei der Hand
bring sie zusammen zum Dienst
an allen Geschöpfen,
durch Verzicht und Fasten
vom Weg des Menschen.
Also den Tieren mit Schutz,
dem Wald mit Ruhe,
den Flüssen mit Sauberkeit,
dem Ozean mit Stille.
Laßt uns gemeinsam den Herrn anrufen
und sagen:
Unser Herr komm
...in unsere engen Herzen
Zünde alle Lichter darin an,
und mach ein Feuer im Kamin.
Daß wir Erleuchtung
und Begeisterung erfahren,
Deine Güte auszubreiten:
Gelangweilte erfreuen,
Feinde versöhnen,
Traurige trösten,
Irrende mahnen,
Gleichgültige zum Glauben einladen.
Laßt uns gemeinsam den Herrn anrufen
und sagen:
Unser Herr komm
...in unsere Gemeinde,
nicht als Gast
sondern als Hausherr,
rede und wir hören,
befiehl und Dein Wille geschehe,
dann haben wir hier:
Sicherheit für Verfolgte,
Gerechtigkeit für Arme,
Gemeinschaft für Einsame,
Weisung für Kinder,
Frieden für Alte,
Demut für Stolze.
Maranatha das ist die Sprache,
die der Herr von seiner Mutter lernte,
das ist aramäisch und bedeutet: